Die göttliche Geburt aus der Unwissenheit
Die Mutter sagte einmal:
„Es ist nicht das seelische Wesen, das aus persönlichen Gründen leidet, sondern das Mental, das Vital und das gewöhnliche Bewusstsein des unwissenden Menschen. Der Grund: der Kontakt zwischen dem äußeren und dem seelischen Bewusstsein ist nicht gefestigt. Wer diesen Kontakt in sich verankert hat, ist immer glücklich. Das seelische Wesen arbeitet mit Beharrlichkeit und Inbrunst, um diese Einung zu vollenden – doch es klagt niemals, sondern wartet still auf die Stunde der Verwirklichung.“
*(Die Mutter, 14:357)*
Die göttliche Geburt ist ein Übergang – von der Unwissenheit, von der scheinbaren Unvollkommenheit hin zu einer höheren Facette unseres Seins. Dorthin, wo wir eins werden mit uns selbst und mit allem. Dieses Einswerden ist keine persönliche Leistung unserer begrenzten Kraft. Es ist ein Geschenk. Ein Gnadengeschenk.
Neu geboren im Geist – aus einer göttlichen Macht. Größer als die Kraft der Unwissenheit. Größer als die Macht des Vergessens. Und stärker als die Bande des Todes. Diese Kraft steigt zu uns herab. Sie hebt uns empor. Sie ruft das Höchste in uns wach und trägt uns aus der Vergessenheit in das Bewusstsein der Einheit.
Doch wie kann die Seele – eingetaucht in diese stoffliche Welt – wieder aufsteigen aus der Verdunkelung des Menschseins? Wie findet sie zurück zu dem Wissen, in dem sie sich selbst erkennt und ihre Wahrheit in der Verschmelzung erfährt? Es ist eine innere Reise. Eine Reise, auf der wir nicht länger nur mit den äußeren Augen sehen – die die materielle Welt betrachten – sondern beginnen, mit dem Herzen zu sehen. Mit der Seele zu sehen, in der das Wahrheitsbewusstsein niemals vergessen wurde.
In uns leuchtet ein Funke – der göttliche Funke der Seele. Er ist die Brücke zu unserer wahren Natur. Wenn wir uns an ihn erinnern, wenn wir dieser tiefen Sehnsucht nach Freiheit, Liebe und Annahme Raum geben, öffnet sich das Licht unserer Seele. Dieses Licht lässt uns erkennen, was bisher im Alltagsbewusstsein verborgen war. Es enthüllt uns die Illusionen, die Wunden, die Schatten unseres menschlichen Daseins.
Und zugleich offenbart es das göttliche Bewusstsein, das in allem lebt – und uns wissen lässt: Die Trennung war niemals wirklich. Es geht nicht darum, uns auf das zu konzentrieren, was uns begrenzt, sondern auf das, was in uns lebt: der göttliche Funke, der sich ausdrückt als reine Sehnsucht nach Wahrheit, nach Glück, nach Sein.
Wenn wir still werden und mit unserem Herzen in Kontakt treten, breitet sich dieses Licht in uns aus. Es hebt uns aus dem Kokon der scheinbaren Unvollkommenheit in die unendliche Weite des Seins. Oft wissen wir nicht, woher diese Sehnsucht kommt. Wir haben vergessen, dass wir eine Seele haben. Doch sie ist es, die uns Schritt für Schritt aus dem Vergessen hebt.
Diese höchste Essenz lässt uns unser wahres Selbst erkennen – mitten in den Strukturen und Herausforderungen dieser Welt. Wir erwachen aus dem Griff der Unwissenheit in eine Wahrheit, die uns befreit, die uns Flügel gibt, die uns Raum schenkt, tief durchzuatmen und in die Weite des Daseins zu fliegen.Diese Wahrheit lebt jetzt schon in uns. Viele spüren sie. Und plötzlich halten uns die äußeren Dinge nicht mehr so fest wie früher.In uns beginnt etwas klarer zu sehen.
Sich selbst zu erkennen – mit allen Facetten, mit allen Erbstücken, die wir in uns tragen. Wie wunderbar, wenn all diese Facetten sich vereinen. Wenn unser Dasein durchdrungen wird von einem lebendigen Wahrheitsbewusstsein, das uns an unsere ewige Natur erinnert. Dieses Bewusstsein bringt Frieden. Es bringt Ruhe. Und auch wenn das Spiel des Lebens uns mit Disharmonien herausfordert – es schärft unseren Blick für das Wesentliche.
Am Ende wird uns die Wahrheit befreien. Sie wird uns Flügel geben. Sie wird uns Raum geben. Und wenn ich aus der christlichen Tradition sprechen darf: Jesus war für mich Ausdruck dieser Wahrheit in menschlicher Form. Er sprach von einem Licht, das in uns allen wohnt. Und er wollte uns daran erinnern.So sind wir – Brüder und Schwestern – im seelischen Dasein vereint.
Teil dieser Wahrheit. Dieser göttliche Funke in deiner Seele hat die Kraft, dich zu erheben, dich zu erinnern, wer du wirklich bist. Diese Kraft ist in dir. Lass nicht zu, dass dein schneller Verstand mit einem „Ja, aber…“ dich daran hindert. Es ändert nichts daran, dass alles, was du bist, lebendig ist. Du hast den freien Willen, all das zu leben. Du hast eine vergessene Würde, die wiedererwacht. Das Leben ist der Ausdruck des Ewigen – in allen Facetten.
Im Leid. Und in der Fülle der Lebendigkeit.
.Sarla